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Partner:innentreffen: Neue Perspektiven geben Antrieb

Mitten in der Gropiusstadt. Aus der 26sten Etage fällt der Blick auf funktionale Plattenbauten aus Glas, Stahl und Beton, die dicht nebeneinander in den Himmel emporragen. Daneben das weite brandenburgische Umland. In dem Bezirk von Neukölln leben laut statistischem Landesamt 37.450 Menschen. Rund die Hälfte davon haben eine (familiäre) Einwanderungsgeschichte.

Dort, in den Panoramaraum der Wohnungsbaugesellschaft Degewo, hat BQN Berlin die Partner:innen von Berlin braucht dich! am 10. März 2020 eingeladen und zu einem Perspektivwechsel angeregt. Sechs Monate sind seit dem letzten Treffen vergangen, bei dem die Ausrichtung des Formats reflektiert und bewertet wurde. Den Wunsch nach einer stärkeren Beteiligung an der konzeptionellen Planung griff BQN auf. In moderierten Gruppenphasen entwickelten die Teilnehmenden konkrete Ziele für eine vielfaltsgerechtere Gestaltung des Übergangs Schule-Beruf und Maßnahmen auf dem Weg dorthin.

Wie kann es beispielsweise Betrieben und Schulen gemeinsam besser gelingen, Begeisterung für bestimmte Ausbildungsberufe zu erwecken? Ein Betriebsvertreter berichtete: Im vergangenen Jahr haben sich 1.000 junge Menschen auf 300 ausgeschriebene Ausbildungsstellen beworben, überwiegend männlich und weiß. Der Anteil von Frauen lag bei rund fünf Prozent, der von jungen Menschen mit Einwanderungsgeschichte ebenfalls im einstelligen Bereich. Als mögliche Ansätze die Bewerber:innenzahlen zu steigern, benannten die Betriebsvertreter:innen und Lehrer:innen: Eine intensivere Kooperation mit Eltern im Berufsorientierungsprozess, mehr persönliche Betriebskontakte und die Gewinnung von bereits eingemündeten Schüler:innen als Role-Models.

Gleichzeitig wurden drei weitere Prozesse von Berlin braucht dich! näher unter die Lupe genommen: Die Vorbereitung und Organisation von Betriebsbegegnungen und Club-Terminen, Online-Bewerbungen und die Begleitung während der Ausbildung. Aus der Diskussion resultierten konkrete Vorschläge. Unter anderem die Einrichtung eines Online-Tools, über das sich Jugendliche für Ausbildungsberufe unkomplizierter bewerben können. Weg von Motivationsanschreiben und hin zu maximal fünf zentralen Fragen, mit denen Motivation und Kompetenzen schnell erfasst werden könnten. Das Ziel: Prozessoptimierung seitens der Betriebe. Durch Kooperationen mit Universitäten und Bibliotheken in Berlin ließe sich auch der Mangel an Computer-Arbeitsplätzen an Schulen kompensieren.

Wenn das Bewerbungsverfahren überstanden sei und eine Einstellung erfolgte, so gestalte sich die Ausbildung für manche Jugendliche aus den Kooperationsschulen dennoch schwierig, so die Aussage einiger Betriebsvertreter:innen. Insbesondere weil die Anforderungen sich mehr an dem Niveau von Abiturient:innen als an dem von MSA- oder BBR-Absolvent:innen orientierten. Benötigt würden zusätzliche Unterstützungsangebote, damit sie auch den Weg in den Beruf fänden. Vom Land Berlin würden eine Reihe von Coachings und andere Formate der Ausbildungsgestaltung finanziert, die auf individuelle Bedarfe zugeschnitten seien. Doch was bislang fehle, sei eine kommentierte Sammlung von geeigneten Angeboten und Erfahrungsberichten von Betrieben. Eine funktionale Maßnahme wäre die Einrichtung einer Datenbank, die dem Konsortium zugänglich gemacht wird.
Damit die konkreten Ideen in die praktische Umsetzung gelangen, wollen sich die Partner:innen bis zum nächsten Treffen im November bei der Deutschen Rentenversicherung Bund Berlin stärker miteinander vernetzen und konzeptionell arbeiten. BQN Berlin unterstützt dabei. Eine erste Arbeitsgruppe zur Optimierung von Online-Bewerbungen hat sich bereits gebildet.