Hemingway-Schule: Digitaler Unterricht bringt soziale Unterschiede mehr zum Vorschein
Seit drei Wochen haben die Schulen geschlossen und die Rückkehr zum normalen Unterricht ist nicht absehbar. Auch die Hemingway-Schule in Berlin-Mitte versorgt ihre 416 Schüler:innen zu Hause mit Lernstoff – per E-Mail oder über E-Learning-Portale. Für Lehrer:innen, Eltern und Schüler:innen eine große Umstellung und Herausforderung.
„Wenn der Unterricht jetzt digitaler wird, dann gleichzeitig auch exklusiver. Soziale Unterschiede kommen noch mehr zum Vorschein“, meint Informatik- und BO-Lehrer Burkhard Puwalla. „Oft fehlt es an den technischen Voraussetzungen, also einem funktionierenden PC oder Laptop an dem die Jugendlichen arbeiten können. Viele meiner Schüler:innen sind ausschließlich im Besitz eines Smartphones“. Die Schule selbst habe nicht die finanziellen Mittel, um Tablets oder ähnliches kostenfrei bereitstellen zu können. Die Ausstattung mit technischen Geräten ist aber nur eine Seite.
Es bedarf gleichzeitig digitaler Kompetenzen, um damit gut arbeiten zu können. Informatik wird an der Hemingway-Schule einmal in der Woche 45-Minuten ausschließlich in der 8. Klasse unterrichtet. Nach Meinung von Burkhard Puwalla reicht das bei weitem nicht aus. Der Unterricht in Sachen digitale Kompetenzen sollte künftig eine ähnliche Gewichtung haben wie die Fächer Mathe und Deutsch. Ob und in welcher Form der Schulbetrieb nach den Osterferien weitergeht ist derzeit noch ungewiss. Es könnte stufenweise begonnen werden mit einigen Klassen, bei denen zeitnah die Abschlussprüfungen anstehen.
Zur Verschärfung von Ungleichheiten im Bildungssystem durch die Corona-Pandemie äußert sich auch der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration in einer Pressemitteilung und hat ein Faktenpapier zur Benachteiligung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem herausgebracht.
IT-Dienstleistungszentrum Berlin: Ausbildung im Home-Office und virtuellen Klassenzimmer
Rund 60 Auszubildende sind beim ITDZ Berlin beschäftigt, die künftig die Berliner Verwaltung bei der Digitalisierung unterstützen werden. 20 von ihnen kommen noch täglich in den Betrieb. Natürlich unter Wahrung der Abstandsreglung von mindestens 1,5 Metern und Einhaltung der Hygienevorschriften. Die anderen arbeiten digital im Home-Office. Da die Türen der Berufsschulen geschlossen sind, findet das theoretische Lernen in virtuellen Klassenzimmern statt. Für Mai waren eigentlich die schriftlichen IHK-Prüfungen angesetzt, diese wurden jedoch vom Bildungssenat abgesagt. Praktische Prüfungen sollen hingegen stattfinden. „Die derzeitige Kontaktreduktion steigert den Innovationsdruck in unserem Betrieb und lässt neue E-Learning-Formate und Colloboration-Tools entstehen. Der Fokus liegt dabei auf problemlösendem, selbstbestimmtem und individuellem Lernen“, berichtet Ausbildungsleiter Thomas Kucher.
Die Auswirkungen der Pandemie sind auch in der Berufsorientierung spürbar. „Für einige Jugendliche werden in diesem Schuljahr keine Betriebsbegegnungen beim ITDZ Berlin möglich sein“, so Kucher. Auch wenn der reguläre Schulbetrieb nach Ostern stufenweise wieder starten sollte, benötigen die Schulen erst Zeit um den verpassten Unterricht aufzuholen. Einen virtuellen Einblick in den Betrieb und die Ausbildungsformate können die Schüler:innen über Videos und Erfahrungsberichte auf der Unternehmens-Webseite bekommen. Und vielleicht eröffnen sich bald auch ganz neue Zugänge über virtuelle und erweiterte Realitäten.
Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf: Arbeiten nach Pandemieplan
Die rund 2000 Beschäftigten des Bezirksamtes Charlottenburg-Wilmersdorf arbeiten aktuell nach einem Pandemieplan. Dieser wurde zu Zeiten der „Schweinegrippe“ entwickelt und jetzt reaktiviert. Darin ist festgelegt welche Anliegen prioritär behandelt werden und welche Ämter auch im eingeschränkten Dienst weiter besetzt sein müssen. Alle Leistungsbereiche, vom Stadtplanungsamt bis zu den Jugendämtern, gehören dazu. Kurzfristig werden Entscheidungen getroffen, wie der Notfallbetrieb aufrecht erhalten bleibt. Mit ausreichend Sicherheitsabstand tagt im großen Festsaal des Bezirksamtes täglich ein Krisenstab mit dem Bezirksbürgermeister und allen Stadträten. Hinzu kommen Vertreter:innen aus Geschäftsstelle, Facility Management, Personalrat, Gesundheitsamt und IT.
„Flächendeckend digitales Home-Office für alle anzubieten ist nicht möglich, da die digitale Infrastruktur der Verwaltung es nicht zulässt“, so der Personalleiter Christian Sauer. Etwa 30 Prozent der Mitarbeitenden sind im Dienst vor Ort, alle anderen arbeiten im Home-Office. Von der Arbeit freigestellt sind die Auszubildenden. Trotzdem betont Christian Sauer: „Da wir vom Fachkräftemangel stark betroffen sind und viele unserer Mitarbeiter:innen in den nächsten Jahren in Rente gehen werden, setze ich mich immer dafür ein, dass im Nachwuchsbereich nicht gespart wird und wir bei der Öffnung der Verwaltung weiter vorankommen. Aktuell herrscht der Ausnahmezustand, aber nach den Osterferien können wir hoffentlich in einem gestuften Verfahren Schritt für Schritt wieder vom Notfall- langsam in Richtung Normalbetrieb übergehen“, so Sauer.
BQN Berlin: Neue Wege der Beratung im digitalen Raum
Videokonferenzen per Skype, glühende Slack-Kanäle und E-Mail-Postfächer: Das Corona-Virus zwingt auch uns bei BQN dazu, überwiegend im Home-Office zu arbeiten. Hier die Grenze zwischen Privatsphäre und Arbeit aufrecht zu erhalten, ist nicht immer leicht. Manchmal stehen wir auch vor technischen Herausforderungen. Eine ganze Reihe von geplanten Betriebsbegegnungen, Workshops und Fortbildungen mit unseren Partnerbetrieben und -schulen wurden verschoben oder sind ganz ausgefallen.
Aber die Not macht auch erfinderisch. Wir suchen und finden neue Wege, wie Beratung und Dialog über die räumliche Distanz realisiert werden können. So wird das ursprünglich für den 5. Juni geplante Konsortialtreffen in mehreren Sessions im digitalen Raum stattfinden. Darüber hinaus widmen sich unsere Berater:innen jetzt verstärkt der (Neu-)Konzeption von Formaten, die zum Beispiel Berufsorientierung und Empowerment stärker miteinander verzahnen. Im Entstehungsprozess sind neue Checklisten zum diversity-gerechten Verhalten am Arbeitsplatz und zur Ausbildungsgestaltung.